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Lesekonzept
Definition Lesekompetenz
Lesekompetenz umfasst nach der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU das Verständnis der Textinformationen, die Leseintention (mit Unterscheidung zwischen literarischen und rein informierenden Texten) und Lesemotivation, Leseselbstkonzept und Leseverhalten der Leser. Dabei werden vier Verstehensaspekte unterschieden:
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das Erkennen und Wiedergeben explizit angegebener Informationen,
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Ziehen einfacher Schlussfolgerungen,
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das Ziehen und Begründen komplexer Schlussfolgerungen und Interpretation des Gelesenen
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das Prüfen und Bewerten von Inhalt und Sprache
Lesekompetenz gilt als wesentlicher Indikator für Bildungserfolg.
Wie läuft der Leseerwerb ab?
Die Lesekompetenz umfasst den Erwerb einzelner Fertigkeiten. Der Erwerb ist sehr komplex und umfasst viele einzelne Schritte. Die meisten kognitionstheoretischen und didaktischen Modelle beschreiben den Leseerwerb als Prozess mit einzelnen Teilleistungen.
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Der Leseerwerb beginnt nicht erst mit dem Schuleintritt. Der Wortschatz von Kindern wird im Kleinkindalter durch early-literacy -Erfahrungen (Erfahrungen mit Erzähl- und Bildkultur) angeregt und gefördert.
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Im Leseunterricht wird anfangs das laute Lesen, also das laute Entziffern von Buchstaben (Grapheme), Silben und Wörtern mit den Schülerinnen und Schülern geübt. Buchstaben werden mit ihrem dazugehörigen Klang kennengerlernt und zu Wörtern zusammengefügt. Schülerinnen und Schüler müssen ihre Worterkennung automatisieren.
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Sobald die Kinder ihre Worterkennung automatisiert haben, beginnt die sogenannte Viellesephase.
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Bekannte Wörter werden nun sicher erkannt. Der Wortschatz wird somit Schritt für Schritt ausgebaut.
Die Vorläuferfähigkeiten stellen nach aktuellem Forschungsstand eine bedeutsame Voraussetzung für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb von Kindern dar.
Die Förderung der einzelnen Vorläuferfähigkeiten ist eine zentrale Aufgabe im Elementar- und Primarbereich. Der Lehrplan Nordrhein-Westfalens stellt folgende Vorläuferfähigkeiten für einen gelingenden Schriftspracherwerb heraus:
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Phonologische Bewusstheit -> die Fähigkeit, den lautlichen Aufbau einer Sprache zu durchdringen (Barth, 2001) und Teil des phonologischen Informationsverarbeitungsprozesses
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Wortbewusstheit umfasst die Möglichkeit, Wörter als Segmente der gesprochenen Sprache zu erkennen (Ministerium für Schule und Bildung, 2021)
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Syntaktische Bewusstheit -> bezeichnet die Fähigkeit, grammatische Mittel in der gesprochenen Sprache bewusst zu nutzen (Ministerium für Schule und Bildung, 2021)
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Pragmatische Bewusstheit -> ist notwendig, um den eigenen Sprachgebrauch in der Kommunikation mit anderen bewusst zu gestalten (Ministerium für Schule und Bildung, 2021)
Welche Lesekompetenzmodelle sind zentral für die Leseförderung?
Lesen wird in kognitionstheoretischen Lesekompetenzmodellen, die als Grundlage für die PISA-Studien gelten, als kognitiver Prozess verstanden. Lesen bedeutet, den Sinn eines Textes zu verstehen oder Informationen aus einem Text herausziehen zu können.
Dabei wenden die Schülerinnen und Schüler Fertigkeiten auf drei Ebenen an:
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Die Wortebene
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Die Satzebene
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Die Textebene
Entscheidend für die Wirksamkeit ist, die jeweilige Fördermethode auf den individuellen Entwicklungsstand abzustimmen und anzupassen. Grundlage einer differenzierten Leseförderung ist somit eine begleitende Diagnostik (-> Lernausgangslage UND Entwicklungsfortschritte).
Lesenlernen und Lesen an der Gemeinschaftsgrundschule Fröndenberg
Evidenzbasierte (auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschungsergebnisse basierender) Leseverfahren bilden die Basis für ein erfolgreiches Lesenlernen.
Die folgenden Methoden sind vor dem Hintergrund der individuellen Vorläuferfähigkeiten beim Aufbau sowie bei der Erweiterung der Lesekompetenz relevant:
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Lautleseverfahren (Silbenbasiertes Lesen)
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Vielleseverfahren
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Strategieorientiertes Lesen
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Animierendes Lesen
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Literaturunterricht
An der Gemeinschaftsgrundschule werden für die einzelnen Schritte zum Aufbau und zur Erweiterung der Lesekompetenz die individuellen Kompetenzen der Kinder berücksichtigt.
Durch eine Kombination von Lautleseverfahren (z.B. Lautlesetandems) und Vielleseverfahren wird das Lesenlernen und die Leseflüssigkeit gesteigert. Erst durch ein flüssiges Lesen wird das Leseverstehen möglich.
Auf dieser Grundlage erlernen die Schülerinnen und Schüler, die Buchstaben mit den entsprechenden Lauten in Verbindung zu bringen und diese als Bausteine, die ein Wort aufbauen, zu erkennen. Bei ersten Leseversuchen erkennen sie die gelernten Buchstaben, ordnen diesen den passenden Lauten zu und ziehen diese zu Silben zusammen. Beherrschen sie das Silbenlesen, können sie mit wenig Übung kurze zusammenhängende Wörter erlesen und beginnen alle Wörter, die ihnen im Alltag begegnen, zu lesen.
Das Erlesen der Wörter kann beispielsweise mit Hilfe der Strategie „Treppenwörter“ unterstützt werden. Hier baut sich ein Wort langsam auf und kann von den Kindern so Laut für Laut „hergestellt“ werden. Um diesem Wort eine Bedeutung zu geben verbinden sie dieses dann mit dem passenden Bild.
Dieser Prozess wird immer sicherer und die Lesegeschwindigkeit steigt. Bald können sie fließend schon erste Sätze, kurze Texte und Geschichten lesen.
Mit zusätzlichem Trainingsmaterial stärken die Schülerinnen und Schüler die Lesekompetenz selbstständig und in individuellem Tempo.
Das Tinto-Lehrwerk bietet viele Texte und Übungen zum Thema Leseverstehen. Vor allem das Kennenlernen und der Umgang mit verschiedenen Textsorten findet in den verschiedenen Kapiteln große Beachtung.
Verschiedenes Leselernmaterial ergänzt die Förderung der Lesekompetenz individuell, so dass alle Teilprozesse des Lesenlernens intensiv behandelt werden.
Zunächst wird das schnelle und genaue Dekodieren von Wörtern und Sätzen sowie das Herstellen von Satz- und Textzusammenhängen geübt. Anschließend wird die Leseroutine ausgebildet und das flüssige Lesen trainiert. Zudem werden verschiedene Lesestrategien eingeübt, um das sinnentnehmende Lesen zu üben, z.B. Fragen zum Text beantworten, Fragen an den Text stellen, Zwischenüberschriften finden, Schlüsselwörter markieren.
In regelmäßigen Lernzielkontrollen wird die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler überprüft.
Im Sinne des kooperativen (miteinander) und selbstregulierten Lernens üben die Kinder außerdem in einer Lesekonferenz einen Text mit mehreren Kindern gemeinsam zu erschließen mit dem Ziel, dass jeder Leser sich aktiv mit dem Text auseinandersetzt und seine Gedanken und Meinungen dazu verbalisiert, austauscht und reflektiert. Für den Kompetenzerwerb stehen Kooperation, Kollaboration und Feedback im Mittelpunkt.
Der Literaturunterricht an der Gemeinschaftsgrundschule beschreibt eine auf verschiedenen Ebenen stattfindende Auseinandersetzung mit verschiedenen Textsorten (z.B. Gedichten und Kurzgeschichten), Ganzschriften sowie mit Autorinnen und Autoren.
In der Gemeinschaftsgrundschule ist eine Lesekultur etabliert. Dabei sind tägliche, kontinuierliche Zeiträume für das Lesenlernen wichtig, Gemeinsam über Gelesenes sprechen und reflektieren (Anschlusskommunikation) ist dabei ebenso bedeutsam wie, Lesevorbilder auszubauen und anzubieten. Wiederkehrende Leserituale unterstützen das Lesenlernen und steigern die Lesekompetenz. Dabei nimmt das animierende Lesen eine zentrale Rolle ein. Auch die Einbindung mehrsprachiger Lesekulturen werden zur Förderung der Basiskompetenz Lesen im Deutschen eingesetzt.
So arbeiten wir mit den Online-Portalen Antolin, Anton STIFT, Leseo und LeOn, welche die Kinder auf ihrem Weg zum eigenständigen Lesen fördern. Das Lesenlernen und die entsprechenden Kompetenzerweiterungen im analogen Bereich und mit digitalen Medien ergänzen sich, so dass der Leselernprozess sowie die Lesemotivation optimiert werden.
Sehr motivierend ist für die Kinder ebenfalls die „Leseraupe“, die zum ersten Schuljahr eingeführt wird. Hier geht es insbesondere auch um das Lesen zuhause, wodurch die Leseraupe (ein Pfeifenreiniger) nach und nach mit Perlen zur Belohnung vergrößert werden kann. Die Unterstützung durch die Eltern spielt dabei sowie für die zuverlässige Durchführung von Lesehausaufgaben eine große Rolle.
In der Schulbücherei haben die jungen Leser die Möglichkeit, sich Bücher aus einem vielfältigen Angebot auszuleihen.
Auf die Buchwoche freuen sich die Kinder immer besonders, wenn sie die Zeit zum ausgiebigen Schmökern in einer gemütlichen Atmosphäre genießen können. Jeden Tag lesen die Kinder eines Jahrgangs in Gruppen oder auch selbstständig ein gemeinsam ausgewähltes Buch. Dazu werden vielfältige lesebegleitende Aufgaben sowie Bastelangebote für die Kinder bereitgestellt. Die Arbeit rund um das Buch wird an einem Präsentationsnachmittag für die Eltern ausgestellt.
Natürlich genießen die Kinder auch im Unterrichtsalltag das Eintauchen in spannende Geschichten, denn Zeit für das Vorlesen eines schönen Buches nehmen sich alle gerne.
Durch Auswahlmöglichkeiten zu lesender Bücher, Mitgestaltung bei Lesekonferenzen, aber auch durch ein breites Angebot in unserer Schülerbücherei und verschiedenen Veranstaltungen, Projekten und Wettbewerben sowie digitalen Lernangeboten werden die Schülerinnen und Schüler zum Lesen motiviert.